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Wandern am Fusse des weissen Riesen

Mein Fazit zur Tour Mont Blanc muss ich einfach an den Anfang setzen. Dies, weil mein Mann und ich mit dieser mehrtägigen Wanderung für uns neue Massstäbe setzten. Die Landschaft rund um die Mont Blanc Gruppe gehört wohl zum Schönsten, was die Alpen zu bieten haben. Die Tagesetappen sind definitiv keine Spaziergänge. Mein Training im Vorfeld hat sich gelohnt.


Sonntag 7. August 2022 Martigny - Argentière

Die Duftstrecke

Wir starten beim Parkplatz auf dem Col de la Fourcla und marschieren in Richtung Trient. Durch den morgentlich kühlen Wald führt der Weg in Richtung Col de Balme. Überall duftet es würzig und blumig. Das ändert sich auch nicht, als wir aus dem Wald hinaustreten und

über Alpenwiesen unserem Mittagsziel näherkommen. Vom Col de Balme bereits spektakuläre Sicht auf die ganze Mont Blanc Gruppe. Aiguelle du Midi, Aiguille du Grépon, Mont Blanc – alle Protagonisten der nächsten Tage sind versammelt.


Am Abend lernen wir in Argentière das "Dahu" kennen. Eine witzige Sagengestalt aus der Umgebung. Das gämsenartige Tier soll – je nach Beschreibung – längere oder kürzere Hinterbeine haben, damit es am steilen Berg besser stehen kann. Es ist die Antwort auf den bayrischen Volpertinger. Leider haben wir während der ganzen Tour kein Dahu gesehen 😊



Montag 8. August Argentière - Chamonix

Steinbocktag

Raus aus dem Wald und rein ins Panorama. Heute den ganzen Tag den Mont Blanc und die scheinbar scharfzackigen Aiguillette du Midi im Blickfeld.

Über Leitern und Stahltritte geht der Weg in Richtung Lac Blanc. Da braucht es definitiv Schwindelfreiheit und Trittsicherheit.

Der Lac Blanc ist gut besucht. Beim Abstieg vom See in Richtung La Flégère entdecken wir einen Wegweiser der ebenfalls nach Plan Praz (unserem heutigen Wanderziel) weist.



Wir verlassen hier die, vom Reiseveranstalter Eurotrek vorgeschlagene Route, und zweigen rechts ab. Dieser Wanderweg ist weniger begangen und führt durch eine grau, rötlich und grün schimmernde Mondlandschaft. Damit ist er etwas strenger als der vorgeschlagene Weg, der uns aber durchs Skigebiet geführt hätte. Am Schluss lockt der Sessellift l’Index, der uns nach La Flégère bringt.


Von dort geht es weiter mit der Gondelbahn ins sommerliche Chamonix.


Ich muss das Denkmal von Horace Bénédict de la Saussure einfach erwähnen. Mein Blogbeitrag über ihn und seine Erfindung des Cyanometers (Blaumesser) 1740 ist erst kürzlich auf der Webseite des Schweiz. Nationalmuseums erschienen. Es rührt mich eigentümlich an, hier am Ort des Geschehens zu stehen.


Dienstag 9. August Chamonix - Les Houches

Der "Bonjour" Tag

Während Urs die von Eurotrek vorgeschlagene Route auf den Brévant nimmt, fahre ich mit der Seilbahn hinauf. Die Bergstation sieht aus wie ein UFO. Der Abstieg nach Les Houches ist steil (wie meistens auf der Tour).

In der Schweiz gilt die Regel, dass man sich über 2000 Meter duzt. Hier am Mont Blanc bleibt's beim formellen "Bonjour".


Mittwoch 10. August

Les Houches - Les Contamines

Wir fahren mit dem Ortsbus bis zur Seilbahn «Bellevue». Vom Hotel haben wir eine Gratisfahrkarte erhalten. Unbedingt danach fragen an der Reception.

Wir verkürzen die heutige Etappe mit der Seilbahn und lassen uns in den kühlen Morgen tragen. Wir wandern quasi im Schatten des Mont Blanc.


Bereits am frühen Nachmittag sind wir im herzigen Hotel in Les Contamines, schmeissen unser Gepäck ins Zimmer und steigen in die Ortschaft ab zum Apéro.


Donnerstag 11. August

Les Contamines - Les chapieux/Bourg Saint Maurice

Der Rauf und Rauf Tag

Obwohl, rauf geht es ja die ganze Zeit. Runter auch. Die in den Unterlagen erwähnte Kirche «Notre Dame de la Gorge» mit ihrer aussergewöhnlichen Fassade streifen wir nur kurz mit unseren Blicken. In Les Contamines steht ein ähnliches Bauwerk, welches ich mir, als Hobbyhistorikerin, bereits gestern näher angeschaut habe. Die Felsen um uns herum erinnern an die Dolomiten.


Freitag 12. August

Bourg Saint Maurice – Courmayeur

Der Hoch-Hinaus-Tag

Der Wirt im Hotel Arolla in Bourg Saint Maurice meinte heute verschmitzt, es gäbe Gäste, die die heutige Etappe auslassen und mit dem Gepäck direkt nach Courmayeur fahren. Das wäre eindeutig ein Fehler gewesen. Diese Etappe, die zuerst durch das Vallée des Glaciers führt und danach über den Col de la Seigne, ist eine der schönsten und aussichtsreichsten Strecken.


Samstag 13. August

Courmayeur - Refugio Elena

Der Hütten-Überraschungs-Tag

Nach steilem Anstieg führt ein langer und über der Baumgrenze liegender Panoramaweg in Richtung des heutigen Etappenziels. Die ganze Zeit mit Blick auf Mont Blanc, Dent du Géant und Aiguillettes du Midi. Dieses Mal von der Rückseite gesehen, was nicht weniger spektakulär ist.

Refugio Elena ist eine positive Überraschung. Der Schlafraum ist grosszügig eingeteilt und bietet jede Menge Stauraum.

Frage! In Italien stehen auch auf 2'000 Meter über Meer erstklassige Kaffeemühlen und dazugehörende Kaffeemaschinen. Wieso schaffen das unsere SAC Hütten nicht?



Sonntag 14. August Refugio Elena - La Fouly

Der heute-grüsst- das-Murmeltier-Tag

Gut geschlafen im Refugio Elena. Für heute ist Regen angesagt. Daher sind wir bereits um 6.30 Uhr unterwegs. Frühstück nehmen wir mit und essen die trockenen Sandwiches auf dem Pass Grand Col de Ferret. Die fantastische Aussicht und die morgentliche Stimmung entschädigt uns für alles.

Die Landschaft erinnert uns an Island. Weiches Morgenlicht trifft auf grün-gelb-braune Berghänge.



Murmeltiere, die wir in den letzten Tagen immer nur gehört haben, lassen sich heute doch noch blicken. Wenig scheu beobachten uns die posierlichen Tierchen und wir sie. Am Schluss werden es 5 Murmeli sein, die wir heute sehen.


Montag 15. August

La Fouly - Champex - Der Schmetterling- und Höhlentag

Der Weg des TMB führt wenig spektakulär dem Wasser der Dranse entlang. Wir werden auf einen Sommerflieder voller Schmetterlinge aufmerksam. Wir verweilen und versuchen die hübschen kleinen Dinger fotografisch einzufangen.


Beim Aufstieg nach Champex- Lac stehen kurz vor einer Brücke ein paar Mitwanderer vor einer Höhle. Urs und ich hätten diese ansonsten vermutlich übersehen. Natürlich muss ich rein. Überraschend hoch öffnet sich der steinerne Raum und führt weit in den Berg. Mit meinem mageren Handylicht komme ich nicht weit.



Da sind die beiden anderen Wanderer mit ihren Stirnlampen geschickter. Ihr Licht reicht aber auch für mich, um was zu sehen.

Ein paar Höhenmeter weiter kommen wir im Ort Champex am lauschigen See an. Unser Hotel ist eines der Besten auf dieser Tour. Nachmittags spazieren wir um den See und baden die Füsse im kühlen Nass.


Dienstag 16. August Champex – Martigny

Der Abschiedstag

Der heutige Weg führt lange Zeit durch den dichten Wald. Bis Mittag sind wir aber wieder auf sonnigwarmen Bergwiesen und über der Baumgrenze. Die Bäume geben den Blick frei auf das Rhônetal. Am frühen Mittag sitzen wir bei der Hütte Bovine und geniessen Kuchen und Suppe. Zusammen mit mehreren englischsprachigen Gruppen, die scheinbar die Tour Mont Blanc in die entgegengesetzte Richtung wandern.


Am Schluss unserer Tour landen wir wohlbehalten auf dem Pass Col de la Forcla, wo unser Auto steht.


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