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Svalbard - eisiges Paradies am Ende der Welt

Aktualisiert: 28. Okt. 2023


Arktis, Eismeer, Katrin Brunner, Polar, Svalbard, Spitzbergen
Unterwegs im Eismeer

Freitag 14 Juli 2023 Dem Traum ein Stück näher. Nach rund 4.5 Std. Direktflug von Zürich Ankunft in Longyearbyen. Bei strahlendem Sonnenschein beträgt die Temperatur 14 Grad. Nach dem Transfer vom Flughafen checken mein Mann und ich, zusammen mit 136 weiteren Passagieren, auf der MS Hondius ein.


Später folgt der Safety-Check, und das Expeditionsteam von Oceanwide Explorers stellt sich vor. Mit Meeresbiologen, einer Historikerin, Geologen und einem Arzt plus mehreren Tourguides sind wir rundum ausgestattet für unseren Trip in den ganz hohen Norden.

Nun ist es 20.48 Uhr, das Meer ist ruhig und blau. Der Himmel ebenfalls. Das Schiff bewegt sich zwischen diesen beiden Blau hindurch. Soeben wurde zum wiederholten Mal das Blas von Walen gemeldet. Wie bereits vor einer Stunde. Gesehen haben wir aber nur die Rückenflossen. Samstag 15. Juli 2023 6.50 Uhr Durchsage von Expeditionsleiterin Sarah. Sie hat einen Polarbär gesichtet. Leise schleichen sich die Passagiere an Deck. Es dauert eine Weile bis wir das gut genährte und stolze Tier sehen. Grossartig! Meinen letzten lebenden Eisbären habe ich als kleines Mädchen in den 1960/70er im Zürcher Zoo gesehen.

Also was für ein Anfang. Später sehen wir in der Forschungsstation Ny Alesund einen kleinen süssen Polarfuchs und Rentiere. Bin gespannt was der Nachmittag bringt.

Der Nachmittag bringt uns eine Fahrt mit dem Zodiak zum Gletscher von Julibukta. Wir spazieren etwas dem Strand entlang. Danach fahren wir zum Gletscherabbruch. Immer wieder knallt’s, Gewehrschüssen gleich im Gletscher, wenn sich das Eis spaltet. Auch heute ist es wieder sonnig und verhältnismässig warm.


Sonntag 16. Juli 2023 Unser heutiges Morgenziel heisst «Monacobreen». Leider liegt über den Gletschern Nebel. Wir machen uns trotzdem bereit für eine weitere Tour mit dem Schlauchboot. Die Wanderung an Land zur Texas Bar wurde wegen schlechter Sicht auf den Nachmittag verschoben. Da könnte doch glatt ein Eisbär um die Ecke trotten. Trotz ihres putzigen Aussehens sind die Tiere auch für uns Menschen gefährlich.


Zurück vom Zodiaktrip. Wir kurvten wieder ganz nah an den Gletschern. Mir fällt auf, dass unsere Guides und die meisten Reisenden von den Eisgiganten respektvoll fast wie von Lebewesen sprechen. Auch diese bewegen und verändern sich laufend. Leider momentan nicht zu ihrem Vorteil.

Auch hier knackt’s, knallt’s und rauscht es immer irgendwo im Innern des Gletschers.

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Zauberhafte Mitternachtssonne - Bild: Fountain-script

Am Nachmittag machen wir uns doch noch auf, für unsere kleine Wanderung rund um die Texas Bar. Dies ist eine ehemalige Jagdhütte aus dem Jahr 1927. Wir wandern auf Sicht. Der Nebel hält sich hartnäckig, ist aber glücklicherweise etwas gestiegen.

An der "Texas Bar" vorbei, die äusserst rudimentär eingerichtet ist und Unterkunft für Pelz- und Walrossjäger war, führt uns unser Wander-Guide Georg in Richtung Hinterland. Zahlreiche rumliegende Knochen zeugen davon, wie der Mensch hier gewütet hat. Wie fast überall auf Spitzbergen.


Jäger haben bereits ab dem 17. Jahrhundert bis Mitte des letzten Jahrhunderts rücksichtslos alles abgeschlachtet, was irgendwie Profit versprach. Pelztiere, Walrosse, Robben, Wale usw.

Zwischen all den Knochen und Schädel aber fallen mir die knallig pinken Blüemli des Leimkrauts auf. Dekorativ thronen diese auf ihren grünen Polstern und leuchten sogar bei diesem Dämmerlicht.

Montag 17. Juli 2023 5.30 Uhr: Durchsage von Sarah. "Polarbär" auf 12 Uhr. Rund ums Schiff befindet sich nun Packeis, welches von der MS Hondius sanft zur Seite geschoben wird. Die MS Hondius ist übrigens ein «Icemover» und kein Eisbrecher.

Es dauert bis wir nahe genug sind, dass ich den Bären auch von Auge sehe. Er lässt sich nicht stören durch uns. Wälzt sich kurz im Schnee und sucht sich danach einen windgeschützten Platz.

Unglaublich wie sich die Hondius etwas später durch das - zugegeben - lockere Packeis pflügt. Die einzelnen Schollen sind aber trotzdem ziemlich beeindruckend, ziemlich gross und teilweise ziemlich dick.


Mein neuer Lieblingsplatz auf dem Schiff ist die Brücke. Ein wunderbarer Rundblick bietet sich von hier oben. Ich schaue stundenlang zu, wie sich unser Eisschiff durch die Eisplatten schiebt und diese spaltet und bricht. Möwen begleiten uns und fangen die kleinen Fischchen, die, unter den Schollen aufgeschreckt, fliehen wollen. Im Laufe des Nachmittags treffen wir auf zwei weitere Eisbären. Der eine war erfolgreich bei der Jagd, der andere, vermutlich jüngere, versucht sich zögerlich zu nähern.


Er bleibt aber in respektvollem Abstand. Da schaut er sich stattdessen lieber unser Schiff etwas näher an. Er lässt sich eine Weile von uns bestaunen und zottelt dann davon. Check! Bären Nummer 2 und 3.


Bär Nummer 4 des heutigen Tages kommt nach dem Nachtessen und macht den Clown. Wälzt sich und macht Dehnungsübungen. Quasi ein Yogabär. Zusammen mit Meeresbiologin Ursula Tscherter überlege ich, wieso er das macht. Wir kommen zum Schluss, dass auch Polarbären "verlegen" sein können. Um dieses Gefühl quasi abzubauen, macht er sich in - für uns herzigen und lustigen Gebärden - Luft.


Dienstag 18. Juli 2023 Wir haben das Packeis hinter uns gelassen Schade, dort herrschte gestern eine zauberhafte Stimmung. Heute sind wir im freien Wasser und ich wieder auf der Brücke. Wale weit weg gesehen Wie übrigens soeben der Finnwal auf sicher. Er zeigte seine Rückenflosse doch etwas länger als seine Kollegen vorher.


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Abtauchender Finnwal in der Hinlopenstrasse - Foto: Urs Brunner

Es regnet, als wir uns am Nachmittag zum Vogelfelsen Alkefiellet bereit machen. Das Meer ist unruhig. Die Fahrt im, an sich stabilen, Gummiboot ist ungemütlich, und wir werden alle ziemlich nass. Es macht keinen Spass. Es regnet den auch den restlichen Tag. Bei der Weiterfahrt sehen die einen Gäste weit weg eine Eisbärin mit ihren zwei Jungen.

Mittwoch 19. Juli 2023 Die Sonne zeigt sich wieder. Wir machen eine Wanderung in der Palanderbukta, die sich in einem Seitenfjord der Hinlopenstrasse auf Nordaustland befindet. Für Geologen ein Paradies. Versteinerte Muscheln zeugen von wärmeren Zeiten, als Spitzbergen noch weiter südlich war. Unterwegs treffen wir auf ein von Witterung und Zeit komplett ruiniertes Walskelett.


Am Nachmittag fahren wir mit den Zodiaks an den Strand von Torellneset, um uns Walrosse anzuschauen. Diese verschwinden bei unserer Ankunft aber allesamt im Wasser. Mensch und Tier beobachten sich gegenseitig eine Weile. Die einen tauchen dann ab, die anderen schliessen den Besuch an der Walross-Bay mit einer kleinen Wanderung ab.

Es liegen auch hier wieder auffällig viele Knochen rum. Guide Steffi erklärt, dass die Knochen aber auch ihr Gutes hätten und einen Dünger abgeben in die nährstoffarme Umgebung.


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Sandschiff "Hondius" auf Torellneset - Foto: Fountain-Script

Donnerstag 20. Juli 2023 Anlandung am Kapp Lee oder Dolerittneset auf Edgeøya für einen Walk und um wieder Walrosse zu beobachten. Der treffendere Name wäre wohl " Kapp der Knochen". Rund um eine ehemalige Jagdhütte, plus Nebengebäude, aus dem vermutlich 18. Jahrhundert, liegen überall Schädel, Rippen und sonstige Anatomie der einst tierischen Bewohner rum.




Auch hier haben Jäger aus verschiedenen Nationen ihr blutiges Handwerk effizient ausgeführt. Eisbären, Walrosse und Wale waren in der Tat fast ausgerottet auf Spitzbergen.


Die Schlachterei ging dann mit dem Eintreffen der norwegischen Trapper und ihren wirksamen Waffen weiter. Heute ist Kapp Lee ein Nationalpark und die Bestände haben sich, wenigstens bezüglich Walrosse, etwas erholt. Am Strand lassen sich rund 150 Tiere problemlos beobachten. Auch ihre Nachbarn, die Rentiere, lassen sich nicht gross stören durch unsere Anwesenheit. Schöner Abschluss des heutigen Tages ist die Sichtung der zahlreichen Buckelwale, an denen wir soeben vorbeigezogen sind. Der eine schlug einige Male mit seiner Schwanzflosse aufs Wasser, bevor er abtauchte.

Erstaunlicherweise rettete übrigens die Erfindung der Elektrizität vielen Walen das Leben. Strom ersetzte das bis anhin gebräuchliche Tran in den Beleuchtungsmittel.

Freitag 21. Juli 2023 Kleine Exkursion zum Vogelfelsen "Gnålodden". Schöne Landschaft mit vorgelagerten Felsen, die dem Ganzen zusätzlich einen fotogenen Touch geben. Zwischen Gesteinsbrocken tollen kleine Polarfüchse rum. Auch hier liegen Geweihe, Knochen und Vogelteile rum. Was ist da wohl passiert?



Einer Möve schau ich zu, wie sie ein ganzes Lummernkücken in einem Happ runterschlingt. Die Natur ist grausam auf Spitzbergen. Der Küstenabschnitt war im Winter zwischen 1932 und 1937 auch die Heimat der norwegischen Trapperin Wanny Woldstad und ihres Partners.

Ihre "Satellitenhütte", die hier noch steht, war eine von 3 Hütten, die sie nutzten auf ihren teilweise langen Jagdausflügen. Eisbären waren Wannys bevorzugte Beute.

Die Fahrt am Nachmittag mit dem Zodiak führt uns in die Burgerbukta. Eine Bucht mit Gletschern, Wasserrinnsale und Wasserfällen, die alle Eisen und Kupfer aus dem Gestein schwemmen. Der von uns beobachtete Gletscher-Abbruch einer grösseren Menge Eis, veranschaulicht, was passiert wenn die Wellen, ausgelöst durch die ins Meer fallenden Eismassen, unser Zodiak ganz schön tanzen lässt.

Samstag 22. Juli 2023 Ausflug zum Abbruch des Esmarkbreen auf Ymerbukta. Auf dem Weg dorthin finden wir Spuren einer Eisbärin und ihrem Jungen. Diese seien aber sicher schon 3 Wochen alt, meint Guide Tatjana.


Spitzbergen, Eiderenten, Expedition, Katrin Brunner, Svalbard
Flauschiges Nest der Eiderente - Foto: Fountain-script

Direkt beim Eis liegt noch das flaumige und jetzt verlassene Nest einer Eiderente. Ich fasse in die Daunen und bin erstaunt, wie warm diese tatsächlich geben. Genau das war mit ein Grund, wieso auch die Eiderenten stark bejagt wurden.

11 Uhr - wir haben wieder schwach Empfang. Wichtig für mich ist nur, dass es den Töchtern gut geht. Nadja teilt mit, dass sie ihre erste Prüfung für die Aufnahme für's Psychologiestudium bestanden hat.


15.30 Uhr - letzter Ride mit dem Zodiak. Wir fahren zum Alkhornet. Ein weiterer Vogelfelsen, welcher von einer weichen Mooswiese umringt wird. Darauf dekorativ ein paar Rentiere, die sich durch unsere Anwesenheit nicht wirklich stören lassen. Auch hier liegen die Überreste einer weiteren Jagdhütte von 1920 rum.

Morgen nun heisst es bereits Abschied nehmen von der faszinierenden Eiswelt und der Besuch von Longyearbyen, der kleinen Hauptstadt des Inselarchipels Spitzbergen steht an, bevor wir zurück in die warme Schweiz fliegen.



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